Bei Priay |
Geweckt von der Musik, die mir das französische Fernsehen in Form des Senders W9 präsentierte, nachdem mein Bruder eingeschaltet hatte, war der Start in den Tag recht angenehm. Vom offenen Fenster her kam ein angenehm frischer Wind. Das Gewitter und der Regen des Vorabends haben die Luft reingewaschen. Die frische Luft und die leichte Bewölkung kombinierten sich so zu sehr angenehmem Wetter. Es konnte bald weitergehen.
Kurze Etappe
Heute stand Lyon als Etappenziel an. Es waren keine sechzig Kilometer bis dorthin. Die Vorfreude war – zumindest bei mir – bereits jetzt riesig. Ich durfte die wunderschöne Stadt, die an der Mündung der Saone in die Rhone liegt, in zwei früheren Besuchen kennen und lieben lernen.
Weiter flussabwärts
Meximieux |
Wir fuhren also der Ain entlang weiter. Um dem Verkehr so gut wie möglich auszuweichen, entschlossen wir uns, die Nebenstrasse auf der Westseite zu nehmen. So führte uns unser Weg über Priay und Châtillon-la-Palud durch Wiesen und Wälder bis nach Meximieux. Nach einem kurzen Gipfeli-Halt ging es zügig weiter, da wir eigentlich um die Mittagszeit in Lyon sein wollten. Von Meximieux an mussten wir auf die Hauptstrasse. Der viele Verkehr hat aber durchaus auch einen Vorteil: Durch die unangenehme Situation fährt man automatisch ein bisschen schneller. Zudem war das Verkehrsaufkommen dank der nahen Autobahn nicht ganz so schlimm wie angenommen. Wir erreichten bald Montluel und wenig später Beynost. Spätestens hier befand man sich in der Agglomeration der Millionenstadt Lyon. Gefühlte hundert Anstiege und Rotlichter später standen wir beim Kongresszentrum, von wo aus es der Rhone entlang nur noch ein Katzensprung war bis ins Stadtzentrum.
Hotelsuche
Nach einem gemütlichen Spaziergang von der Oper bis zum Place Bellecour durch die Fussgängerzone steuerten wir auf direktem Weg zum Office du Tourisme. Der Herr dort buchte uns direkt ein Hotel, welches in unmittelbarer Gehweite vom Hauptplatz lag, auf dem wir gerade standen. Doch Gehen war nicht unsere Welt. Wir rollten auf unseren Rädern der Rue de la Charité entlang an der Hauptpost vorbei hinunter bis nach Perrache.
Waschtag
Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, mussten wir feststellen, dass unser Zimmer noch nicht fertig war. Angesichts der Tatsache, dass es erst etwas nach 13 Uhr war, konnte man sich aber nicht beklagen. So deponierten wir unsere Sachen und machten uns in der Radfahrerkluft auf in die Stadt. Schnell wurden wir auf unserer Suche nach einem Snack fündig. Ein Panini und drei Döschen Citronade, welche heute gratis verteilt wurden, später kehrten wir in unser frisch gemachtes Zimmer zurück, um kurz zu duschen. Direkt danach machten wir uns auf zum nächsten Wäschesalon, wo wir all unsere Kleider mal waschen wollten, damit wir in den nächsten Tagen am Morgen jeweils nicht in diese monoton stinkende Kleidung schlüpfen müssten. Gesagt, getan.
Während mein Bruder im Salon darauf wartete, dass die Kleider fertig gewaschen waren, machte ich mich auf die Suche nach einer Schnur. Diese sollte uns als Wäscheleine dienen. Der Verzweiflung nahe habe ich in einem Supermarkt dann endlich eine Schnur gefunden. Die Nylonschnur entsprach zwar in Material und vor allem Preis nicht dem, was ich mir vorgestellt hatte, doch ich war froh, überhaupt etwas Brauchbares gefunden zu haben. Mit der sauberen, aber nassen Wäsche und der Schnur ging es also zurück ins Hotelzimmer. Innert kurzer Zeit waren die Schnüre kreuz und quer durch das kleine Zimmer gespannt und die Wäsche aufgehängt: Ein Bild, das den Hotelbesitzer wohl hätte erschaudern lassen.
Stadtbummel
Uns war es recht, hatten wir doch, was wir wollten. So konnten wir getrost auf einen Stadtrundgang gehen. Für jene, die demnächst selbst Lyon besuchen wollen, sei hier als Tipp erwähnt: die Fussgängerzone von der Oper bis zum Bahnhof Perrache, das Viertel um das Rathaus, die engen Gassen der Altstadt am Fusse des Fourvière sowie das Einkaufszentrum Part-Dieu direkt beim gleichnamigen Bahnhof. Besonders am Abend sollte man sich die Stimmung in der Altstadt nicht entgehen lassen.
Leider fanden wir hier aber kein Restaurant, das uns zusagte. Man konnte meinen, die Speisekarten seien alle vom selben Koch geschrieben worden. Und dieser Koch hatte scheinbar andere Vorstellungen vom Essen als wir. Vielleicht hätten wir einfach ein Menu ausprobieren sollen, doch uns war nicht danach. Als uns dann das einzige Ristorante abwies, weil man – trotz voller Terrasse – gerade schliesse, gaben wir die Hoffnung auf und landeten schliesslich im McDonalds.
Nun, auch danach waren wir gesättigt und verkrochen uns in unser unter trocknender Wäsche verstecktes Bett.
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